- runder Tisch
- Verhandlung gleichberechtigter Gesprächspartner
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runder Tisch,bildhafte Bezeichnung besonders für ein Forum im politischen System kommunistisch gelenkter Diktaturen, von der Opposition in einer Schwächephase der etablierten Regierung als Möglichkeit einer (informellen) Beteiligung an der Regierungsmacht erstritten. - Im Januar 1989 setzte die Gewerkschaftsorganisation Solidarność in Polen gegenüber der Regierung einen runden Tisch durch, im November 1989 etablierte sich ein solcher auch in der Tschechoslowakei. Der »Zentrale Runde Tisch« der DDR in Berlin (7. 12. 1989 bis 18. 3. 1990), an dem neben den umstrukturierten Parteien des früheren, von der SED (nunmehr SED-PDS) geführten Blocksystems (CDU, LDPD, NDPD, DBP u. a.) neu gegründete Parteien (SDP, DSU, Grüne), die Bürgerbewegungen sowie Vertreter der Kirchen als »Moderatoren« teilnahmen, suchte die Regierung Modrow zu kontrollieren, bestimmte den Termin für die ersten freien Wahlen zur Volkskammer in der DDR, legte einen (wirkungslos gebliebenen) Verfassungsentwurf vor und bemühte sich um die Liquidierung des Apparates des Ministeriums für Staatssicherheit. - Umstritten ist, ob dem Modell des runden Tischs allgemeiner Wert als basisdemokratisches Konsultativorgan (Demokratie) im Sinne stärkerer Bürgerbeteiligung zuzusprechen ist oder ob seine Bedeutung auf die Transformationsphase von der Diktatur zur Demokratie beschränkt blieb.U. Thaysen: Der R. T. oder wo blieb das Volk? Der Weg der DDR in die Demokratie (1990);K. M. Rogner: Der Verfassungsentwurf des Zentralen Runden Tisches der DDR (1993).Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:deutsche Einheit: Der Fall der Berliner Mauer und der Weg zur Einheit
Universal-Lexikon. 2012.